Ali ein Korrekturpferd

Ich habe für Ali, ein Korrekturpferd mit dem ich arbeite, ein Sidepull hergestellt, was sich von den handelsüblichen in einigen Punkten unterscheidet.

Die gewachste Baumwolle als Material für den Nasenriemen ist selbst mit darübergezogenem Nasenschoner zu hart für den empfindlichen Nasenrücken.

Den zu den überflüssigen Elementen zählenden Kehlriemen lasse ich weg, dafür arbeite ich in den beiden oberen Backenringen (links und rechts) jeweils einen Riemen zum verschnallen ein. Dieser fixiert den Zaum so das er weit vom Auge weg ist, und verhindert beim gebisslosen Sidepull ein eventuelles Verrutschen des Zaumes.

Den aus weichen Kunstfasern (hochwertiges Nylon oder PP-Material) geknüpften Nasenriemen mit Kern aus weichen Filz oder Neopren, halten die beiden kleinen Riemen die von den Backenringen um den Nasenriemen gehen, so in Postion, daß dieser nicht die bei der Atmung benötigte Ausdehnung der Nasentrompete behindert. Im stabilen Kinnriemen ist ein beweglicher Ring in den man einen Führstrick einhaken kann.

Will man das Pferd vor dem Reiten mit Bodenarbeit aufwärmen und lösen, muss man nicht den Zaum wechseln oder ein Halfter drüberschnallen.

Ich arbeite Ali allerdings vom ersten Tag unseren Kennenlernens ohne Gebiss.

Ali ist ein 1,85m Stockmass grosser Hannoveraner Wallach 15 Jahre alt, und nach einer 10 jährigen Turnierkarriere Springen (M - S) sauer und zügellahm geritten, für den Einsatz auf anspruchsvollen Parcour nicht mehr zu gebrauchen.

Als Freizeitpferd abgegeben kam er zu seiner jetzigen Besitzerin, durfte wieder Pferd werden mit Weidegang und als Persönlichkeit akzeptiert, statt in Einzelhaft als lebendes Sportgerät benutzt.

Unter dem Reiter schaltet er ab. Er ist triebig, nimmt die Nase sofort an die Brust um den schmerzhaften Zügelhilfen auszuweichen. Den Rücken weggedrückt um den Schmerz den der nicht passende Sattel verursacht zu entgehen, dazu kommt der verkrampft sitzende Reiter der durch Ali's verspannte Haltung und die dadurch bedingte nicht untersetzende passive Hinterhand das Gefühl hat ständig schieben und verstärkt treiben zu müssen.

Ein Teufelskreis, für beide Seiten sehr unangenehm und anstrengend.

Da Ali's Besitzerin ihr "Freizeitvergnügen" mit ihm harmonischer gestalten wollte wandte sie sich hilfesuchend an mich.

Einmal die Woche arbeiteten wir mit Ali zusammen.

Mit kreisender Daumenmassage, bevor ich ihn bewege, fördere ich die Durchblutung der verhärteten Muskelpartien um die darin abgelagerten Ödeme abzutragen.

Die darauf folgende Arbeit an der Doppellonge (ohne Gebiss) fördert diesen Prozess.

Konzentrationsaufgaben vom Boden aus am kurzen Führstrick stabilisieren seine Psyche und motivieren seine Mitarbeitsbereitschaft.

Von innen unterstützen wir ihn mit Traumeeltabletten.

Geritten wird er nicht solange er Schmerzen im Bewegungsapparat hat.

Nach dem wir circa sieben Stunden mit Ali trainiert haben hat sich die Rückenmuskulatur um 1cm angehoben, die Lahmheit ist weg.

Er hat gelernt auf dem Zirkel auf einen Hufschlag zu laufen und das Vor-und Hinterhand harmonieren und zusammengehören.

Mit einfühlsamen Hilfen ist das auch ohne Gebiss möglich (oder vielleicht gerade darum?).

Bis Ali wieder ein freudig und mit elastischen Schwung vorwärtsgehendes Pferd ist, was vertrauensvoll an den Reiter Anlehnung sucht, ist es noch ein langer Weg auf dem man selbst eine Menge dazulernen kann, der aber Zwei-und Vierbeiner viel Spass und aufregende Momente bringen kann.

Das Sidepull mit Gebiss habe ich für Ali's Besitzerin angefertigt. Da Mensch und Pferd noch viel lernen müssen bis sich soviel gegenseitiges Vertrauen entwickelt, das hauptsächlich die Reiterin es nicht mehr nötig hat.




(Ali mit Sidepull mit Gebiss und bei seiner ersten Trainingsstunde)